Leserbrief von Jann van den Bosch in der Siegener Zeitung vom 21.07.2020. Technisch hervorragende Polemik, inhaltlos wirkt nicht immer leer. Zerlegung dann notwendig.
Mir liegt o. g. Leserbrief vor, für den ich einerseits herzlich zu danken, mich andererseits aber auch gegen absurde Anwürfe zu verwehren habe.
Zum angenehmen Teil ist es schlicht ermutigend, wenn erkennbare politische Gegner mit derartig inhaltlosem Text daherkommen, vor allem dann, wenn das vordergründig nicht aus Dummheit und/oder Unwissenheit zu geschehen scheint. Offenbar wurde noch kein schlagkräftiges Argument gefunden, warum ein innovationsbepreister Unternehmer, der seine Dienste zudem unter Verzicht auf das Bürgermeistergehalt anbietet, eine schlechte Wahl für Siegen sein könnte oder sollte.
Solcher Ohnmacht dürfte es geschuldet sein, dass Herr Bosch sich soweit vorwagt, eine Differenzierung zwischen Ausbildung und Bildung – „getrennte Betrachtung sei angesagt“, vorzuschlagen. Eine Begründung für solchen Hokuspokus bleibt er natürlich schuldig, stattdessen fabuliert Bosch von einem „anderen Format“, was immer das sein mag bzw. soll. Für Bosch reicht hier offenbar die bloße Behauptung von irgendwas, um daraus abzuleiten, dass „erfolgreiche Unternehmer besser die Finger von der Politik lassen sollten“.
Danke für diese Vorlage.
Und so wirkt es jedenfalls befremdlich, dass Herr van den Bosch zu glauben scheint, „Politik“ sei denen vorbehalten, die im Leben nichts geleistet und zeitlebens von der Leistung anderer gelebt haben. Möglicherweise machen ja Langeweile und Verantwortungslosigkeit erst „politikfähig“, möglicherweise habe ich selbst das einfach noch nicht mitbekommen.
Gliedert man den Auftritt von Herrn Bosch, sind in 4 Absätzen 7 Meinungsbeiträge erkennbar.
Per Einleitung (1) wir ohne weitere Begründung ein Spagat darin behauptet, dass Zoz vor 10 Jahren für die FDP in Freudenberg als Kandidat zur Verfügung gestanden hatte und vorsichtig versucht, dessen beruflich-unternehmerischen wie akademischen Werdegang in Frage zu stellen, welcher z. B. für jeden Geschwätzwissenschaftler unvorstellbar sein muss. Ferner hat sich meine eigene persönliche politische Einstellung seither um keinen Deut verändert.
Teil (2) liefert benannte abenteuerliche Trennung zwischen Ausbildung und Bildung, quasi als zweiter Anlauf, falls man mit (1) nicht durchzudringen vermag.
Sodann (3) reklamiert Herr van den Bosch einige der von Zoz bekannten „Kernprojekte“, namentlich Wirtschaft, Sicherheit sowie Technologie vs. Ideologie & Klimawahn als „Allgemeinplätze und Plattitüden, die mangels Konstruktivität niemals“ eintreten würden. Hier darf man zunächst staunen. Um das hier aber jetzt nicht auseinanderzureißen, adressiere ich o. g. „Kernprojekte“ am Ende.
Mit Teil (4) springt van den Bosch dann versuchsweise unmerklich von der Personalie Zoz zur Partei AfD, versuchsweise unmerklich deswegen, weil er die Inhalte fortschreitender Diskreditierung der AfD, auf die Person Zoz übertragen sehen möchte, was bei offener Ansage hier in Siegen nicht gelingen kann.
Per Teil (5) wird versucht, unter der bisher kaum sichtbar ausgepackten Nazi-Keule, schnellstmöglich das Thema Gender-Gaga, er nennt das „Forschung“, abzuhandeln res. loszuwerden. Das möglicherweise, weil der Autor selbst konträr zum eigenen Vorbringen, „Genderforschung“ für idiotisch bis unverantwortlich halten könnte. Daher spricht er von einem Nebenschauplatz, den man in der AfD nicht verstehe, vermeidet aber den Leser aufzuklären, ob bzw. wie er selbst Gender-Gaga versteht. Die insofern verwendeten Signalwörter (Gebaren, Rattenfängerei) weisen auf Verschleierungsbedarf hin.
Teil (6) ist es, der mich nötigt, auf diesen Leserbrief purer Polemik zu reagieren. Auch Herr Bosch kann nicht widerstehen, den Versuch zu wagen, Zoz in jene „Nazi-Ecke“ zu stellen, was mit (4) verdeckt eingeleitet wurde. Es folgt die insofern stets beliebte „Fremdenfeindlichkeit“ und ein für mich neues Wort, sogenannt „Heimattümelei“. Beide Begriffe insich entfalten die ideologisch-erzieherische Wirkung, normale menschliche Bedürfnisse mit Tabukeule totzuschlagen. Jeder möchte eine Heimat, mit „Tümelei“ wird das aber zur „völkischen“, „antisemitischen“ Tortur. So kann man den Menschen „Heimat“ schnell austreiben. Jeder fühlt sich unter Bekannten wohler, als unter Fremden. Verknüpft mit „Feindlichkeit“, wird das aber zum rassistischen Brandmark.
Gerade der Anwurf „Fremdenfeindlichkeit“ ist bezogen auf Zoz, also auf mich, an Absurdität kaum zu überbieten (Amtssprache im Unternehmen, Hautfarbe meiner Kollegen und Freunde, Studentenaustausch, Sabbaticals, etc.), daher musste der vergleichsweise komplexe Anlauf herhalten, so dass der Leser nicht mehr wirklich wahrnimmt, wer beschuldigt wird – Zoz, die AfD oder Zoz und die AfD.
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Kürzungsempfehlung an die Siegener Zeitung
Weiterlesen auf: henningzoz.de
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Meine Ankündigung, die Stadt im Erfolgsfall auch für jene, die schon etwas länger hier leben, wieder besuch- und erlebbar machen, also für die Menschen, die per entsprechender unglaublicher Ansage der Bundeskanzlerin expressis verbis ihrer Identität beraubt sein sollen, dabei aber gleichzeitig die Anteilseigner des Deutschen Staates repräsentieren, diese Ankündigung möchte Hr. Bosch mit der Bemerkung ausgelöscht sehen: „als sei sie es derzeit nicht.“
Insofern bessere Hinweise könnte sich z. B. der amtierende Bürgermeister bei seinem grünen Amtskollegen aus Tübingen holen, der noch in der letzten Woche, am 20. Juli, zusammen mit den OB-Kollegen aus Schwäbisch Gmünd und Schorndorf einen Brandbrief an die Landesregierung BW geschrieben hatte. Wie krass die Realität heute gerne verdreht wird, mag man daran erkennen, wie der SWR (ARD) zwei Tage später auf den Hilferuf reagiert. Die OBs Palmer, Arnold und Klopfer, schreiben von (Zitat) „unbequemer Wirklichkeit“ sowie einem (Zitat) „Milieu nicht integrierter, häufig mit Kleinkriminalität und Straftaten in Verbindung zu bringender junger geflüchteter Männer“. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk titelt dazu am 22.07.2020:
Oberbürgermeister-Brief wegen Jugendlichen: Baden-Württemberg sucht Lösungen
Drei Oberbürgermeister schreiben dem Ministerpräsidenten, machen Vorschläge, wie man bestimmten Jugendlichen helfen kann. Die Reaktion der Politik? Viele Ansätze, aber (noch) keine Lösungen.
Das muss man sich mal vorstellen !
Wie viel Verbiegen der Wirklichkeit hält dieses Land aus ?
Mit diesem Brief in der Hand, könnte jedenfalls der Siegener Bürgermeister doch einmal an beliebigem Tage nach Mitternacht z. B. durch die Oberstadt zur Nikolai-Kirche pilgern, um nach „dem“ Rechten zu sehen.
Dazu allerdings scheinen wir gar nicht mehr in der Lage, wir schauen nur noch nach „den“ Rechten. Sind keine da, dann machen wir eben welche. So wie Herr van den Bosch.
Nachspann
Der guten Ordnung halber sei auch erwähnt, dass Herr van den Bosch dem geneigten Leser noch einen Teil (7) gegönnt hat. Hier fallen Phrasen wie „Ewiggestrige“, „machen wir uns nichts vor“, „auf Höhe der Zeit“ und „gewaltige Herausforderungen“. Man möchte das als inhaltlosen Beitrag bewerten.
Schlussendlich hier noch die angekündigte Adressierung der unter (3) reklamierten „Kernprojekte“. Was alle diese verbindet, ist der heutige, jedenfalls augenscheinliche Mangel an Verstand und Realitätsbewusstsein in der Politik:
(a) „Eine Wirtschaft, die wieder atmen kann“, beschreibt z. B. das alte Problem der Sozialisten, dass man eine Kuh, von deren Milch man leben möchte, nicht schlachten darf – siehe Automobil-Industrie. Man sollte der Kuh auch nicht per Gender-Verordnung nahelegen, fortan vielleicht ein Ochse oder ein Täubchen sein zu wollen. Eine Vorschrift, dass Kühe nicht mehr Gras, sondern Tofu fressen sollen, dürfte genauso dumm sein, wie ein Antidiskriminierungsgesetz gegenüber mehr oder weniger fleckigen Artgenossen. Eine Vorschrift zur haltungs-ideologisch vertretbaren Fortbewegung einer Kuh – die fehlte noch. Und dann bitte noch der Lappen vor der Schnauze des Wiederkäuers.
(b) Die nicht mehr „lachenden Bürger“ sind die wenigen, die das alles bezahlen müssen/sollen. Dazu realisiere man, dass in diesem schönen Land mittlerweile gut oder mehr als die Hälfte aller Einkommensbezieher in irgendeiner Form vom Staat bezahlt werden und man sollte sich beizeiten überlegen, wie lange res. wie weit das noch gutgehen kann. Der Staat selbst erwirtschaftet nichts, der Staat hat übrigens auch kein Geld. Ein demokratischer Staat jedenfalls verwaltet nur das, was den Bürgern, was dem jeweiligen Staatsvolk gehört. Ein Staat macht das sparsam und im Sinne der Anteilseigner, also im Sinne jedes Einzelnen. Macht er das nicht, wird die Staatsführung demokratisch wieder abgewählt. Es soll aber bereits demokratische Regierungen gegeben haben, welche „demokratische Wahlen“ so lange haben wiederholen lassen, bis das Ergebnis genehm war. Es soll sogar Regierungen geben, die die Schlüsselpositionen im Staatsapparat, der prinzipiell völlig unpolitisch zu sein hat, so lange umbesetzen, bis die Sicht- und Handlungsweisen in der jeweiligen Behörde politisch angenehm scheinen. So etwas soll sogar schon bei Verfassungsschutz und Verfassungsgericht vorgekommen sein.
(c) Der „sichere Hafen für Dieselfahrer“ benennt die Absurdität, dass es unstreitig ist, dass wir uns in den nächsten vielen Jahren, weder ökonomischer noch ökologischer auf der Straße fortbewegen können, als mit einem Dieselfahrzeug. Und das sage ich, als erklärter Wasserstoff-Fan ! Energiewende ist toll, aber man muss mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Was die Politik aus Energiewende gemacht hat, ist eine schlichte Katastrophe. Das kann/darf man selbstverständlich nicht zugeben, daher geht es immer tiefer in den Irrsinn. Jedes weitere Windrad liefert ausschließlich einen noch höheren Strompreis, eine geschundene Landschaft und abgeholzte Bäume. Das kann jeder wissen, wenn man es denn wissen will.
(d) Auch kann jeder wissen, dass wir das Erdklima weder schützen noch anhalten können, die Umwelt schützen aber sehr wohl. Hören wir immer nur einen „ausgewählten Teil“ der Wissenschaft, missbraucht man Wissenschaft als Instrument. Am 23.09.2014 titelte der Spiegel dazu über die 97%-Falle.
Verstand in diesem Land ist seither nicht völlig abhandengekommen, Verstand ist gegenüber Ideologie verstummt. Würde man z. B. der Klimaveranstaltung durch die Stadt Siegen vom 28. November 2019 im Geisweider Rathaus folgen, dürfte es zum heutigen Tage in Siegen keine Überlebenden mehr geben. Ein Witz ? Nein, kein Witz. Ich war dabei. Und es kommt noch besser. Völlig zusammenhanglos fragte mich ein älterer Herr, nachdem ich versucht hatte, den ganzen Klima-Hokuspokus ins rechte Licht zu rücken, ob ich mich schonmal mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hätte. Mehr hat er nicht gefragt.
Was geht in solchen Köpfen vor ?